Zeitungsbericht aus der Rheinpfalz v. 01. März 2010, geschrieben von Heike Klein

 

Mit der Riesenflosse auf Rekordjagd

SCHWIMMEN: Stadionbad gehörte am Wochenende einer etwas exotischen Sportart – Auch dreimalige Deutsche Meisterin am Start

 

 

Delfine im Stadionbad? Oder wer sind diese eleganten Schwimmer mit ihren Riesenflossen? Bei den Süddeutschen Meisterschaften im Flossenschwimmen und Strecktauchen waren zwar keine Neustadter am Start, aber es waren vier Mädchen aus Kusel, die einen neuen Rheinland-Pfalz-Rekord über 4 x 200 Meter Flossenschwimmen aufstellten und damit süddeutsche Meister wurden.

Hanna Kehl, Nadine Müller, Lara Braun und Lena Reinhard benötigten dafür 9:18,64 Minuten. Wieso die Mädels von den „Westricher Blubbis“ diese Sportart betreiben? „Weil es nicht nur Schwimmen ist“, meint Kehl und Müller sagt: „Es ist exotisch, es macht nicht jeder.“ Vor Wettkämpfen trainieren sie zweimal in der Woche. Reinhard absolviert insgesamt neun Starts an den zwei Wettkampftagen und holte sich den Titel über 400 Meter.
Sogar eine dreimalige Deutsche Meisterin ist in Neustadt am Start. Lisa Walter vom TC Bingen ist Langstreckenspezialistin und holte sich in Neustadt Gold über 400 und 800 Meter. „Ich trainiere zweimal in der Woche und mache noch Fußball“, erklärt die Zwölfjährige, warum sie konditionell so stark ist. Mit vier Jahren lernte sie Schwimmen, mit sechs begann sie mit dem Tauchen. In der offenen Wertung ist Senior Bernhard Schulze vom Tauchclub Mannheim-Ludwigshafen dabei. Auch er ist ein Vielstarter, wie die meisten. Zwei Siege und zwei zweite Plätze waren bislang seine Ausbeute.

StartsprungStartsprung


Gleich mit zwei großen Bussen ist das Landesteam aus Thüringen angereist. Sie übernachten in der Schöntal-Turnhalle und frühstücken im Stadionbad. Andere Vereine sind in der Jugendherberge und Hotels untergebracht. In doppelter Funktion ist Nadin Pieroth vom Ausrichter TC Bingen gefordert: als Landestrainerin von Rheinland-Pfalz und Hauptschiedsrichterin. „Die Ergebnisse unseres Teams sind sehr gut. Das ist erst der Saisonstart und wir haben bereits viele Qualifikationszeiten für die deutsche Meisterschaft gepackt“, erklärt sie zufrieden.
Wachsam schauen 32 Schiedsrichter auf die Wettkämpfer. Neben den Zeitnehmern und Wendebeobachtern gibt es auch Kampfrichter, die genau auf den Stil achten. Man dürfe beim Flossenschwimmen keine kompletten Tauchzüge unter Wasser machen. Ein Körperteil müsse immer oben sein, beschreibt Pieroth die Feinheiten. „Vier Schwimmer mussten disqualifiziert werden, weil sie tauchten. Sie machen das nicht mal bewusst oder absichtlich, aber sie verschaffen sich dadurch einen Vorteil, der nicht korrekt ist“, so die Hauptschiedsrichterin.
Die meisten Flossenschwimmer tragen riesige Monoflossen. Die Arme arbeiten nicht, sondern sind pfeilartig nach vorne gestreckt. So legt auch Tim Kreuz aus Kusel seine Bahnen wettkampfgerecht und elegant zurück. Die Flossen sind nicht genormt, und so können die Sportler die Größe wählen, mit der sie am besten klar kommen.
Getaucht werden darf aber auch. Bei der 50-Meter-Strecke wird komplett durch das lange Becken getaucht, bei den längeren Distanzen ist eine kleine Sauerstoffflasche dabei. Schließlich üben viele der Sportler das Tauchen auch in offenen Gewässern. Dann aber zur Entspannung, um Fische und Pflanzen zu beobachten. Ihre Kondition aus dem Wettkampf hilft dabei. (kle)