Deutsche-Meisterschaft, Europameisterschaft, Weltmeisterschaft – in allen Disziplinen gibt es diese Wettbewerbe, so auch in der Unterwasserfoto- und Videografie.

Leider liest, sieht und hört man recht wenig davon – obwohl wir mit zwei recht erfolgreichen Teams aus Rheinland-Pfalz ganz gut im Nationalkader VM vertreten sind.

„Was ist denn der Nationalkader VM?“, mag der ein- oder andere sich nun fragen (da sieht man wieder, wie wenig man darüber erfährt). Der Nationalkader der Visuellen Medien (VM) ist eine Auswahl an Foto- und Videografen mit ihren jeweiligen Assistenten und Models, die Deutschland bei den internationalen Wettkämpfen (Europa- und Weltmeisterschaft) vertreten dürfen. Die Teilnehmer für die jeweiligen Meisterschaften werden durch den Coach des Nationalkaders gemeldet und dann vom VDST entsendet. Der Nationalkader VM besteht aus einer Auswahl von Fotografen, die sich z.B. bei der KLB („Kamera Louis Boutan“ (KLB), die vom VDST ausgerichtete Deutsche Meisterschaft) qualifiziert haben. Der NK besteht aus mehrern Foto- und Video-Teams, die aus den verschiedenen Bundesländern kommen. Von diesen Teams sind zwei Foto-Teams aus Rheinland-Pfalz mit dabei: Peter Borsch mit Angelika Jöbgen und Michael Thiel mit Sandy Thier.
Im kommenden Abschnitt möchte ich mehr auf die Wettbewerbsfotografie eingehen; für die Videografie gelten ähnliche Regelungen.

Fast alle Bilder, die man in den Medien (Print, Web) zu sehen bekommt, sind heute in der ein- oder anderen Weise digital am PC nachbearbeitet worden. In der Wettbewerbsfotografie ist dies nicht zulässig: die Bilder müssen „wie gemacht“ abgegeben werden. Maximal sind „Bearbeitungen“ erlaubt, die schon während des Tauchgangs in der Kamera mit der kamerainternen Software gemacht werden können. Dies sind dann beispielsweise Doppelbelichtungen oder Bildmontagen. Die Bearbeitungen müssen dabei auch unter Wasser gemacht werden und man hat maximal das kleine hintere Display der Kamera zur Kontrolle zur Verfügung. Ähnliche Regeln gelten natürlich auch bei anderen nationalen Meisterschaften, z.B. in Belgien (OBK) und den Niederlanden (ONK), sowie den großen Wettbewerben EM und WM. Auch reicht man nicht irgendein schönes Bild ein. Die Bilder müssen in vorgegebene Kategorien passen. Üblich sind hier bei der CMAS folgende Kategorien:

Fisch (im ganzen oder Portrait/Ausschnitt, solange die Spezies erkennbar ist, Taucher sind nicht auf dem Bild erlaubt)

Makro (Nahaufnahme, keine Taucher auf dem Bild, keine Aufnahme von Fischen oder Teilen eines Fisches)

Weitwinkel, Flora und Fauna (ohne Taucher/Model)

Weitwinkel mit Taucher (gezielt der Tauchpartner als Model)

Thema: variiert von Wettbewerb zu Wettbewerb (kann z.B. eine Farbe sein, eine Lebensform, Muster, usw.)

Als Beispiel habe ich zwei meiner Bilder von mir der letzten KLB (aus dem Kulkwitzer See, Leipzig) mit in diesen Artikel eingefügt: das Wrack mit dem Taucher ist in der Kategorie „Weitwinkel mit Model“ und der Kormoran mit dem kleinen Barsch in der Kategorie Thema (Das Thema war „Kontraste“, als Denkanstösse und zur Erläuterung der Kategorie wurden folgende Beispiele genannt: Grautöne/Bunt, Hell/Dunkel, Beute/Jäger).

Kategorie „Weitwinkel mit Model“ Kategorie „Weitwinkel mit Model“

Kategorie „Thema "Kategorie „Thema "

Der Titel dieses Beitrages, die Qual der Wahl, habe ich nicht ohne Grund gewählt: man darf während des Wettbewerbs nur eine bestimmte Anzahl an Fotos pro Tag machen (bei der KLB waren es 100 Bilder pro Tag, die man an zwei Tauchgängen á 90 Minuten machen durfte). Nach einem offiziellen Trainingstag wird die KLB an zwei Wettbewerbstagen durchgeführt. So entstehen bis zu 200 Bilder während des Wettbewerbs, aus denen dann je Wettbewerbskategorie nur ein Bild eingereicht werden darf. Die Auswahl fällt nicht immer leicht und ob das Bild dann gut bewertet wird? Man weiß es nicht. Es ist immer eine andere, den Teilnehmern unbekannte, Jury. Diese bewertet die Bilder nach einem Punktesystem. Am Ende wird aus den Wertungen der Jury eine Summe gebildet und somit das Ranking gebildet. Hier spielt selbstverständlich auch der persönliche Geschmack eines jeden Jury-Mitgliedes hinein, die Bilder sind ja doch sehr unterschiedlich, auch wenn die Kategorie gleich und die Aufnahmetechnik u.U. ähnlich ist – auf die Umsetzung kommt es an.

Natürlich muss man für die Wettbewerbsfoto- und Videografie etwas Enthusiasmus mitbringen und bereit sein, neue Techniken ausprobieren und sich anzueignen. Vor allem muss man seine Kamera kennen, diese (fast) blind bedienen können, um schnell in dem Menü der Kamera die entsprechenden Punkte zu finden, in denen man ein Feintuning der Einstellungen vornehmen kann. Um sich im Wettkampf vollends auf das Foto- und Videografieren konzentrieren zu können, ist ein hohes Maß an Tauchfertigkeiten wichtig. Beschädigungen der Unterwasserwelt durch schlechtes Tarieren mit der Kamera müssen unter allen Umständen vermieden werden. Dies kann genau so zur Disqualifikation führen wie auch das sog. Critter-fiddling (wie es in Indonesien so schön heisst), also das Manipulieren und Umsetzen von Lebewesen für ein besseres Bild.

Nun mag man sich fragen: das kostet doch sicher richtig viel Geld, für die ganze Kameraausrüstungen gibt es ja schon fast einen Kleinwagen. Mag sein, manch einer schiebt schon einiges an Wert durch das Wasser. Aber eine teure Ausrüstung ist keine Voraussetzung dafür! Vor einigen Jahren ging bei den Niederländischen Meisterschaften der Sieg in einer Kategorie an einen Fotografen, dessen Hauptkamera während des Wettbewerbs ausgefallen war und er sich daraufhin eine kleine Olympus TG5 ausgeliehen hatte – und damit alle anderen auf die Plätze verwies, auch die teueren, großen Kameras. Es liegt also nicht unbedingt am Equipment!

Um es auch den Neulingen etwas einfacher zu machen in die Fotografie und Videografie einzusteigen, hat der Sporttaucher nun einen Einsendewettbewerb ins Leben gerufen. Auch gibt es sowohl bei den Deutschen als auch bei den Niederländischen Meisterschaften eine „Starter“-Gruppe, für diejenigen, die sich mal in einem Wettbewerb messen möchten. Auch Sandy hat mal in den Niederlanden bei den Startern mit einer TG5 teilgenommen und direkt auf Anhieb einen vierten Platz erreicht. Jeder kann dort mitmachen, es ist wirklich egal wie teuer die Ausrüstung ist! Wichtig ist nur die Freude am Fotografieren der faszinierenden Unterwasserwelt.

Um nun auch in den Vereinen die Foto- und Videografie weiter zu fördern, bietet der LVST in Zusammenarbeit mit dem TSV NRW Anfang Juli eine Ausbildung zum Foto-/Videoinstruktor an (https://www.lvst.de/index.php/tauchausbildung/seminare-termine/event/422-ausbildung-zum-vdst-foto-video-instruktor). Alle Instruktoren, die gerne fotografieren, bekommen hier die Möglichkeit, sich auf diesem Gebiet weiterzubilden, um in Zukunft vielleicht den nächsten Weltmeister ausbilden zu können? Wer weiß… Wir freuen uns auf jeden Fall über viele Interessante Bilder.

Michael Thiel
TL2 und Ausbildungsleiter beim PST-Trier