Ein besonderes Seminar in einem besonderen See

Am Wochenende 4./5. September 2021 fand der Spezialkurs Tauchen für den Naturschutzunter großer Beteiligung vor allem von Taucher:innen aus Hessen und Rheinland-Pfalz im Laacher See statt. Dabei war nicht nur der SK an sich, sondern auch der See, den wir erstmalig seit mehreren Jahren wieder betauchen konnten, für den Landesverband Sporttauchen etwas Besonderes.

Zum Glück war das Wetter sonnig und warm, sodass wir das spätsommerliche Wochenende an diesem idyllischen See, umgeben von bewaldeten Hügeln, genießen konnten.

Die Grundlage dafür, dass das Seminar überhaupt stattfinden konnte, lag darin begründet, dass die neuen Betreiber der Campinganlage am Laacher See, die RNC Ferienparks aus den Niederlanden, dieses Tauchevent nach Kräften unterstützten. Der LVST hat neben verschiedenen Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (DLRG, Feuerwehr, Polizei) das alleinige Recht, im Laacher See unter engen, genau definierten Voraussetzungen auch zu tauchen. Mit den jetzigen Betreibern stießen wir auf Menschen, die dem Tauchsport aufgeschlossen und unterstützend begegneten. Hervorzuheben ist hier der Geschäftsführer der Anlage, Herrn Boris Ament, mit dem in einem engen Austausch die wichtigen Fragen (Befahren der Anlage, vernünftige Preisgestaltung, Parken, Reservierung eines günstig gelegenen Platzes am Einstieg usw.) in einem freundlichen Rahmen geklärt werden konnten. Dies war unserer LVST Präsidentin Ines Heinrich einen besonderen Dank mit einer Flasche des LVST-Sekts wert.

Mit Rainer Stoodt, Ansprechpartner für Tauchen für den Naturschutz in Hessen, der dort für die Taucher:innen das Seenmonitoring in Kooperation mit Angler:innen und NABU macht, fanden wir zudem einen Experten, der es mit seinem Team vermochte, ein Seminar anzubieten, das in dieser Form (noch) relativ selten in Rheinland-Pfalz angeboten wird. In Hessen gibt es ein gemeinsames Monitoring der Seen von Taucher:innen, NABU und Angelvereinen, denen die Qualität und Biodiversität der Gewässer am Herzen liegt und die Ergebnisse dem Landesamt für Naturschutz zurückmelden.

Im Prinzip erfolgte im Rahmen des Seminars auf Grundlage der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie(2000/60/EG) eine Befunderhebung des Zustands des Laacher Sees.

Dazu gehörte natürlich die Vorstellung der verschiedenen Parameter

  • wie äußerer Bereich des Sees, das Ufer, Veränderungen durch den Menschen, zum Beispiel Absenken des Wasserspiegels zur Landgewinnung,
  • Art und Anzahl der Makrophyten, also Wasserpflanzen, Störanzeiger in Flora und Fauna, also Pflanzen und Tiere, die auf Verschmutzung hindeuten,
  • Neobiota, also neue Arten, wie die Dreiecksmuschel 
  • der Gesamteindruck.

Die erforderlichen Grundkenntnisse wurden theoretisch vermittelt und im Rahmen der Tauchgänge konnten die Teilnehmer:innen einen guten Querschnitt der Makrophyten sichern und unmittelbar vermittelte Inhalte in der Praxis ausprobieren.

Der Befund ließ sich wie folgt beschreiben:
 
Der Laacher See weist eine erstaunlich große Artenvielfalt auf, insgesamt fanden wir 20 Wasserpflanzen, davon drei Arten Armleuchteralgen. Allerdings dominiert im See das Rauhe Hornblatt, ein Anzeiger für erhöhte Nährstoffwerte. Bei der letzten Untersuchung im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie kam diese Pflanze nicht so häufig vor.
Die Ursachen sind unklar, wie Nährstoffe in den See kommen wird seit vielen Jahren am Laacher See kontrovers diskutiert. Regelmäßiges Monitoring wird aber dazu beitragen, Veränderungen schnell zu erkennen.

In Summe ergibt sich für den Laacher See eine Gewässer-Einstufung mit „B“ = GUT gemäß der europäischen FFH-Richtlinie (Flora – Fauna – Habitat).

Die Unterwasserbewuchsgrenze lag bis zu 9m Wassertiefe, vereinzelte Pflanzen wurden in 20m festgestellt. Zu beobachten waren u.a. die heimische gelbe Teichrose und Wassersimse im Uferbereich sowie quirliges Tausendblatt und raues Hornblatt als dominante Arten bis zur Bewuchsgrenze. Häufig war auch der der ansonsten seltene gemeine Wasserschlauch zu sehen, eine fleischfressende Wasserpflanze. Fast nicht mehr vorhanden waren allerdings die unterseeischen Wiesen mit Armleuchteralgen.
 
Gemeiner Wasserschlauch Utricularia spec. FangblaseGemeiner Wasserschlauch Utricularia spec. Fangblase Stern-Armleuchteralge Nitellopsis obstusaStern-Armleuchteralge Nitellopsis obstusa
 
Mit großer Selbstverständlichkeit wurde auch Müll aus dem Gewässer von den Teilnehmern geborgen. Der neue Campingplatzbetreiber zeigte sich auch erfreut über einen gelungenen Start und die begeisterten Naturschutztaucher. Viele Teilnehmer sind nun hochmotiviert und wollen auch die Pflanzen in ihren lokalen Gewässern bestimmen und freuen sich, Daten dem Citizen-Science Projekt „Naturkundliches Tauchen“ beim VDST zuführen, um die Lage der Gewässer in Deutschland besser zu erfassen.
 
Es war ein ungemein interessantes Seminar. Aktuell laufen bereits die Vorbereitungen für eine Wiederholung in 2022. Dies ist nicht nur ein Gewinn für die Taucher:innen, sondern auch für den Laacher See, der so ein wiederkehrendes Monitoring erfährt und auch den Menschen, die nicht tauchen, Einblick in die Pflanzen und Tiere der Unterwasserwelt gibt sowie die Möglichkeit, die Qualität des Sees zu verbessern.
 
Auch die Gäste des Campingplatzes schauten sich neugierig unsere Ausrüstung und untersuchten Wasserpflanzen an und stellten Fragen dazu, denn schließlich bekommt man das nicht alle Tage zu Gesicht. Insbesondere die Kinder fanden es spannend, die Taucher:innen ins Wasser steigen, ein- und auftauchen zu sehen.
 
Für den LVST war es ein doppelt guter Tag, da Dirk Balzer (TC Atlantis e.V. - Gimbsheim), der auch als Co-Referent aktiv war und von laufenden Untersuchungen aus seiner Region berichtete, als Ausbilder für naturkundliches Tauchen im Landesverband RLP ernannt wurde. Verbunden damit war auch eine Übergabe eines Mikroskops zur Pflanzenuntersuchung. Unsere Präsidentin Ines Heinrich und unsere Umweltreferentin Julia Schmenk übergaben ihm das entsprechende Brevet und gratulierten herzlich. Der Grundstein für verstärktes Naturschutztauchen im gesamten Landesverband Rheinland-Pfalz wurde somit gelegt. Mit RLP ist somit ein weiteres Bundesland in dem bundesweiten Netzwerk für Naturschutztauchen aktiver eingebunden. Die Zahl der ausgebildeten Naturschutztaucher hat sich mit dem Seminar mehr als verdoppelt. Von unserer Seite noch einmal "Herzlichen Glückwunsch“ und einen besonderen Dank an Rainer Stoodt mit seinem Team.

 

Bilder:

1.) Gruppenbild See

2.) Dank an Parkmanager RCN Laacher See, v.l.n.r. Boris Ament, Umweltreferentin Julia Schmenk, Präsidentin LVST Ines Heinrich, HTSV/NABU Rainer Stoodt

3.) Detailaufnahme: Besprechung Makrophyten (Wasserpflanzen)

Björn Neureuter, TSC-Koblenz e.V.
Julia Schmenk, LVST Fachbereich Wissenschaft und Umwelt 
Dirk Balzer, TC Atlantis e.V. - Gimbsheim
Rainer Stoodt, Ansprechpartner für Tauchen für den Naturschutz in Hessen