Binger am Ende des Regenbogens


Palau – Jutta kam ganz begeistert von ihrer Reise nach Micronesien zurück und meinte, Herta, da musst Du unbedingt hin.

 

Klaus, mein treuer Tauchpartner wurde heiß gemacht, auch seine Maria wurde überredet und mein Karl überraschte mich an Weihnachten – sozusagen als Weihnachtsüberraschung – er fährt auch mit. Und so machten wir uns zu viert an einem Donnerstag im April auf die weite Reise um die halbe Welt. Hans und Jutta flogen natürlich nicht mit uns, Holzklasse hat ein Lufthansa-Kapitain ja auch nicht nötig.


Ca. 17 Stunden reine Flugzeit lag vor uns. Der Flug ging von Frankfurt mit den Emirates nach Dubai, dort mussten wir dann in eine andere Maschine nach Manila umsteigen. Das hieß – 4 Stunden im Transit. Wir quälten uns buchstäblich durch diesen Aufenthalt. Vor den Gates waren zwar Sitzplätze, jedoch wurden diese belagert von Indern, Filipinos, Afrikanern usw. Sie saßen und lagen auf und unter den Sitzen. Endlich im Flieger, konnten wir feststellen, dass wir Europäer eindeutig in der Minderheit waren. 95 % der Passagiere waren wohl von den Philippinen, die sich in den zahlreichen Duty Freeshops eingedeckt hatten und die Fächer fürs Handgepäck in Anspruch nahmen.


Doch auch der Flug von 8 Stunden ging irgendwann zu Ende. Wir landeten in Manila, wurden dort von einer Kontaktperson empfangen, die uns die Online-Tickets für Koror auf Palau aushändigte und nach wieder einer langen Wartezeit behilflich war beim Einchequen. Da die amerikanische Fluggesellschaft vorschrieb, dass jedes Gepäckstück nicht mehr als 25 kg wiegen durfte, mussten wir ein bisschen umpacken. Wir wurden akribisch kontrolliert, zweimal wurde das Handgepäck genauestens durchsucht, und im Gate hatte ich dann die Nase so voll, dass ich der Kontrollbeamtin meinen Trolly auf dem Tisch entleerte, um diesen dann langsam und sorgfältig wieder einzupacken mit dem Hinweis auf die entsprechenden Gegenstände. Sie ließ es geduldig über sich ergehen.


Und dann endlich, nach 2 ½ Stunden Flug landeten wir so ca. 2.00 nachts Uhr in Koror. Nach einer wiederum äußerst langwierigen Passkontrolle war es dann endlich so weit. Wir waren angekommen. Mit Blumenkränzen aus Frangipaniblüten wurden wir von der Wirtin unseres Small Resorts, dem Carolines, empfangen, zu den Bungalows gebracht und konnten uns endlich so ca. 4.00 Uhr morgens erschöpft auf die Betten werfen.


Das Resort bestand aus 8 Bungalows, wir wohnten in Nr. 1, Klaus und Maria in Nr. 2. Frühstück wurde auf dem Balkon serviert. Und so saßen wir dort um 9.00 Uhr morgens, verzehrten Bacon, Ei, Toast; Jam, Kaffee, Obst und Saft, der ein oder andere Gecko leistete uns Gesellschaft, und blickten auf die Bucht von Koror und den weiten Pacific. Es war traumhaft.


Etwas später ließen wir uns vom Shuttle-Bus von Fish’n Fin abholen. Auf der Basis wurde erst einmal viel Papier ausgefüllt, das Tauchgepäck untergebracht und dann an der Bar ein Bierchen getrunken. Inzwischen kann das 1. Boot vom Tauchen zurück und auf diesem saßen Hans und Jutta. Sie schwärmten von ihren tollen Erlebnissen und es stellte sich heraus, sie wohnten vorerst in der gleichen Bungalow-Anlage, Bungalow Nr. 8. Also ganz oben, wo sie einen noch tolleren Blick hatten.


Und am nächsten Tag ging es los. Frühstück um 7.15 Uhr, man will ja in Ruhe speisen. Die Nichttaucher mussten wohl oder übel zur gleichen Zeit aufstehen, etwas mühsam für meinen Karl. Pünktlich um 8.00 Uhr kam Fish’n Fin. Auf der Basis wurden wir auf einem Boot eingeteilt, die Liste hing an der Wand. Man saß zu zweit hintereinander, unter dem Sitz war Platz für die trockenen Utensilien, Kameras und Lampen. Die Flaschen waren vor den Sitzen befestigt. Zuerst wurden die Nitrox-Messungen durchgeführt und in ein Heft eingetragen, dann befestigte man seine Ausrüstung.


Nachdem alle fertig waren, ging es los. Als wir aus der Bucht herauskamen, wurde uns gezeigt, was 450 PS alles können. Der Wind blies uns fast die Perücke vom Kopf und die Brille fast von der Nase. Und trotz der tropischen Temperaturen, es wurde kalt.


Unser erster Tauchgang war gar kein Tauchgang. Der Platz nannte sich Jelley-Fish.Lake und war ein Salzwassersee mit vielen gelben Quallen. Wir wanderten mit ABC-Ausrüstung einen glitschigen Waldhügel hinauf, dann wieder stolpernd über Wurzeln hinab und der See war da. Auf einem Landesteg konnte man sich bequem ankleiden, um dann schnorchelnd den See zu erkunden. Die Quallen mehrten sich, je weiter man auf dem See vorankam, es war ein einmaliges Naturschauspiel.


Und dann kam endlich der erste Tauchgang. Ca. 45 Minuten bretterten wir über den Pacific, Klaus und ich zogen unser Neopren an, denn es wurde ein bisschen kalt und dann war der Tauchplatz erreicht. Wir tauchten Riff re. Schulter, ca. 25 – 35m und erreichten dann Blue Corner. Ein beliebter Platz, wie ich dann später erfahren sollte. Dort war dann etwas Strömung und die Riffhaken kamen zum Einsatz. Man hakte sich in ca. 15m Tiefe an einem Felsen auf dem Riffdach ein, gab etwas Luft ins Jacket, rollte das Seil ab und im Schwebezustand hängend, sahen wir sie, sie kamen - die Haie. Sie paradierten vor uns hin und her, kamen auf uns zu. Graue Riffhaie, Schwarzspitzen Riffhaie, große und kleine, zu zweit zu dritt oder auch alleine. Es war faszinierend. Man musste nichts tun, nur Fische gucken. Nach ca. 10 Min. hängten wir uns ab, rollten das Seil zusammen und steckten es mit dem Riffhaken ins Jacket.


In der Strömung ging es dann so ca. 2 – 3 m über dem Riffdach zum Schiff. Einer der Guids blies seinen Strömungspariser auf und nach drei Min. Deko war der Tauchgang beendet. Wir waren so ca. 50-60 Minuten unter Wasser, auch alle folgenden Tauchgänge waren so lang, einmal sogar 75 Minuten. Das Wasser war auch in 30m noch lauwarm, die Sicht so ca. 50-60m. Ein Guide schwamm immer vorne weg, einer machte den Schluss und falls ein dritter dabei war, hielt sich dieser in der Mitte auf. Sie tauchten äußerst langsam, und es entging ihnen nichts. Falls man Hilfe brauchte, sie waren sofort da. Mein Karl hatte bei seinem ersten Tauchgang etwas wenig Luft, kein Problem, er konnte in Ruhe am Zweitautomaten des Guides seinen Tauchgang beenden. Ich hatte am Anfang zu wenig Blei, auch kein Problem, sie zerrten mich nach unten, damit ich ordnungsgemäß meine Deko, die ich schon längst nicht mehr hatte, einhalten konnte.


Und so begannen wir 8 Tauchtage. Jeder Tauchgang schien schöner als der andere. Haie gab es fast immer, dazu kamen am Turtle Wall die Schildkröten in allen Größen, Napoleons, Barakudas, Zackis – alles war da.


Das absolute Highlight war am German Chanel die Begegnung mit den Mantas. 10 Min. warten wir in ca. 15m Tiefe und dann kamen sie an. Sie waren riesig und vor allem ganz nahe. Karl konnte einem tief ins Maul schauen. Langsam zogen sie vorbei, und obwohl unser Platz die Putzstation sein sollte, sie schwammen weiter. Wir sahen sie dann später noch einmal, aber von oben und konnten die Größe wieder bewundern.


Unsere Ehepartner, Maria und Karl, erholten sich während der Tauchtage in dem an unsere Bungalow-Anlage angeschlossenen 5* Hotel unter einem Gummibaum. 2 Tauchtage hat sich Karl allerdings auch gegönnt, mit Riffhaken, Haien, Blue-Holes und Mantas. Seinem Luftverbrauch angepasst, erhielt er eine 15l-Flasche.



Nachdem die 8 Tauchtage zu Ende waren, war noch ein Ausflug über die Insel fällig. Wasserfälle wollten wir sehen, Monoloiten standen herum, keiner weiß, wo sie hergekommen sind, Alte 300 Jahre alte Versammlungshäuser gab es noch und zum Schluss eine kleine Krokodilsfarm. Die Wanderung zum Wasserfall war äußerst anstrengend für mich alte Dame. 30 Minuten in der Hitze durch einen glitschigen Regenwaldpfad, zuerst bergab, zurück dann natürlich bergauf. Klaus und Reiseleiterin Andrea rannten vorneweg, Karl war beschäftigt, seine Sonntagsschuhe nicht gänzlich zu ruinieren und Maria hielt mir öfters mal das Händchen, um mich vor einem Beinbruch zu bewahren. An dem Wasserfall und in ein paar weiteren kühlen Wasserlöchern konnte man herrlich baden, aber der Rückweg hat mich dann doch etwas geschafft.


Nach dem Ausflug gönnten wir uns noch etwas Ruhe am Strand des 5*Hotels und brachen dann am nächsten Tag früh morgens nach Manila auf. Dort hatten wir über 12 Stunden Aufenthalt. Wir hatten ein Tageshotel gebucht und eine Stadtrundfahrt, incl. einem Lunch im Seafoodcenter. Vor den Restaurants waren Stände mit Fischen und sonstigen Meeresfrüchten aller Art. Man suchte sich den Fisch aus und dieser wurde dann im Restaurant zubereitet. Da mein Karl und Klaus etwas konservativ waren, was den Geschmack betraf, wanderten wir mit einem großen roten Fisch, Calamares und Tunfisch-Steaks ins Lokal. Die Garnelen, grau sehen sie ja nicht sehr appetitlich aus und sonstige Spezialitäten kamen für unsere Herren nicht in Frage.


Und das Fischessen war einfach fantastisch. Die frittierten Calamares ein Gedicht, der gegrillte Fisch fast ohne Gräten und die Steaks – köstlich.


Und so gestärkt traten wir die City-Tour an. Manila ist keine schöne Stadt, China-Town und sonstige Verkaufsmärkte, nicht sehr ansehnlich. Die Führerin erklärte die Geschichte der Inseln angefangen vom 16. Jahrhundert bis zum 2. Weltkrieg, den Schandtaten der Besatzungen, alles mehrmals und sehr ausführlich. Der herrschende Smog machte die Hitze fast unerträglich. Als wir dann ca. 18.00 im Hotel ankamen, setzten wir fast verdurstet unsere restlichen Pesos in Bier um, duschten und legten uns im klimatisierten Zimmer erschöpft auf die Betten.


Die Heimfahrt war wieder lang, doch auch das ging vorbei. Die Heimat hatte uns wieder mit gemäßigten Temperaturen, deutschem Essen, vor allem Kartoffeln für die Herren und ein kühles Schlafzimmer, in dem man von der herrlichen Reise träumen und sich beim Träumen bis zum Hals zudecken konnte bzw. musste.


Herta