Von Freitag, dem 11.April bis Sonntag, den 13.April fand das so genannte "Seminar für Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin" im Schloss Gevelinghausen statt.

Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Örtlichkeiten eingehen. Die Bezeichnung "Schloss" spricht wohl für sich und genau diese Erwartungen wurden auch erfüllt. Ebenfalls selbstverständlich war das obligatorische abendliche Ausklingen. Vielmehr möchte ich auf das Seminar selber eingehen.

Der Titel "Seminar für Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin" ist dem Ausrichter (Berufsgenossenschaft) geschuldet, und hat aber auch nichts mit dem Inhalt zu tun. Eigentlich handelte es sich um ein reines Medizinseminar welches von Taucharzt Dr. Jörg Fiegen (GETÜM) und dem Tauchlehrer Erwin Strozyk (VDST TL2, IDA TL3) geleitet wurde. Anders als bei den mir bekannten Seminare wurde der Inhalt nicht durch die Referenten vorgegeben, sondern durch die Teilnehmer selbst bestimmt.

KopfverbandKopfverbandSo fand am Anfang ein Umfrage nach gewünschten Lehrinhalten statt, die im Seminar weitestgehend behandelt wurden. Zudem zeichnete sich das Seminar durch eingehende Diskussionen aus, die von den Beteiligten eine stete Beteiligung abforderte.

Wie sich herausstellte war es einem Teil der Anwesenden wichtig, eine Auffrischung ihres medizinischen Grundwissen zu erleben. Dies erschien, im Angesicht des nebenstehendes Bildes, eine gute Idee zu sein. Zusätzlich gab es noch einiges Neues zum Thema Reanimation und AED.

Besonders hervorzuheben ist der "handlungsorientierte Ansatz" während eines Teils des Seminars. Hierbei wurden den Gästen verschiedene Fallbeispiele von Tauchunfällen ausgehändigt, die sie in Gruppenarbeit analysieren sollten. Die Ergebnisse wurden anschließend unter medizinischen und taucherischen Aspekten präsentiert. Ziel war es, die möglichen Ursachen von Tauchunfällen zu untersuchen und durch eine Differenzialdiagnose auf die richtigen Verhaltensweisen zu schließen.

Anders als im "Lehrerzentrierten Unterricht" in dem das reine Fachwissen vorgestellt wird und der den Schüler als rein passiv degradiert, ist es bei diesem Ansatz möglich, den Zuhörer zu zwingen selbsttätig zu handeln. Die Einbeziehung von Fallbeispielen (Lernsituationen) hat den Vorteil, dass der Schüler von Anfang an weiß, warum er sich mit dem Thema beschäftigen sollte. Im klassischen Fall des "handlungsorientierten Unterrichts" hätte der Schüler die Aufgabe, sich das zur Lösung des Problems notwendige Wissen selbständig anzueignen. In unserem Fall war dieses taucherische Wissen bereits vorhanden, da die Zielgruppe des Seminars aus Ausbildern bestand. Hier lag das Ziel vielmehr auf der strukturierten Analyse der Situation und deren Aufbereitung in Form der Präsentation.

Moderne Lehrmethoden lassen sich nicht auf den mit Spielen aufgelockerten Frontalunterricht reduzieren. Vielmehr muss es das Ziel sein, den Schüler frühzeitig auf die Komplexität des Tauchens hinzuweisen und ihm das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten wie Medizin,Physik und Tauchausrüstung nahe zu bringen.

Dies geschieht jedoch nicht indem man ihm diese Komponenten unabhängig voneinander vorträgt und ihm im günstigsten Fall am Ende der Ausbildung klar wird, das ein Zusammenhang besteht. Das notwendige, direkt durch den Referenten vermittelte, Fachwissen kann durchaus reduziert werden, wenn gleichzeitig der Schüler die Fähigkeit erhält, sich dieses Wissen selber anzueignen. Das Stichwort "lebenslanges Lernen" sei hier erwähnt. Auf diesem Wege läßt sich der "mündige", selbständige Taucher wesentlich besser erzeugen als es mit vorgekautem Fachwissen geschieht. Und dies ist ein Ziel, das den VDST-Taucher von den anderen Tauchsportverbänden unterscheiden sollte.

Zusammenfassend kann ich das Seminar als gelungen, und didaktisch als zukunftsweisend bezeichnen. Ich hoffe, das diese Art der Aus- und Weiterbildung irgendwann im VDST zum Standard wird.

 

Kay Koch